Freitag, 16. Oktober 2015

BWK_1883 ff_2



Die BWK im Kaiserreich: 


Rasches Wachtum, gute Dividenden, aber wenig publizierte Informationen



2. Teil




Eine Idee und 1.800.000 Ziegelsteine


Nachdem die Planung für die neue Wollkämmerei in Blumenthal abgeschlossen waren und man die juristisch notwendigen Gründungsformalitäten erledigt hatte, konnte mit dem Bau begonnen werden. Dabei gab der Vorstand ein schnelles Tempo vor, um sich rasch am aufblühenden Wollgeschäft beteiligen zu können.

Mit der Ausführung der Bauausführung wurde damals der Blumenthaler Bauunternehmer Lohmüller beauftragt. Die Voraussetzung dafür war eine harte zeitliche Vorgabe; denn er musste sämtliche zunächst vorgesehenen Fabrikgebäude innerhalb von vier Monaten, also bis zum November 1883, fertigstellen. 

Der Arbeitsaufwand, der notwendig war, um dieses Ziel zu erreichen, war zumindest für die damalige Zeit mit ihrer Backsteinbauweise enorm. Immerhin mussten bereits in der ersten Bauphase, von der kein Gebäude erhalten ist, insgesamt 1,8 Mio. Steine vermauert werden.

Allerdings gab es nicht nur Beschäftigung für die Ziegelei, dann beim Transport der Steine und bei den Mauerarbeiten.

Wegen der Beschaffenheit des Geländes waren zunächst allein 40 - 50 Arbeiter damit beschäftigt, das Gelände einzuebnen, "damit überhaupt  Arbeiten am Fundament und an den Mauern der Gebäude durchgeführt werden konnten." (W-K vom 1.6.1983) Darüber berichtet ein erhalten gebliebener Artikel vom 7.3.1883, also aus einer Zeit wenige Wochen vor dem Gründungsbeschluss.


                     Bremer Zeitungsartikel vom 7.3.1883
     Quelle: Förderverein Kämmereimuseum


Bemerkenswert ist auch die kurze Frist, die dem Bauunternehmer für seine Arbeit eingeräumt wurde; denn nach dem Auftrag der BWK mussten "sämtliche Fabrikgebäude" "bis zum 1. November, also in 4 Monaten vollendet sein."

Dabei spricht sogar die Zeitung bei dem Projekt von einem "großartigen Bau", für den "nicht weniger als 1 Million und 800 000 Steine erforderlich" waren. Offenbar konnten sich der Bauunternehmer und die Mitglieder des Gründungskonsortiums ihrer Sache sehr sicher sein; denn nach der Pressenotiz vom 7. März wurde "mit den Erdarbeiten.. schon in der vorigen Woche begonnen", also bevor die BWK durch die Gründung im April überhaupt durch ein notariell beglaubigte Gründungspotokoll und die anschließende Eintragung in das Handelsregister rechtsfähig wurde. 

Besonderes Interesse fanden die Erdarbeiten, mit denen naturgemäß begonnen wurde und die "etwa 20 Tage in Anspruch" nahmen, da der gesamte Bauplatz "bedeutend abgetragen werden" musste. Der überflüssige Boden wurde für diese Arbeit mit einem Schienenstrang mit den erhöhten Stellen des Baugrundstücks verbunden, um den Transport zu erleichtern und die Erdarbeiten "wesentlich" zu beschleunigen.  

Ein besonderes mediales Lob findet die "herrliche Lage"des erworbenen Bauplatzes, wenn es heißt: "Derselbe bietet nach fast allen Seiten hin eine prachtvolle Aussicht dar Auch die Verkehrsmittel sind äußerst günstig zu nennen. Mit der Weser wird die Wollkämmerei durch einen Damm in Verbindung gesetzt."

Abschießend wird in der Meldung noch au den vorgesehenen Anschluss an die Farge-Vegesacker-Eisenbahn durch ein Nebengleis sowie die zunächst geplante Beschäftigung von 400 Mitarbeitern verwiesen.

Aus dem Zeitpunkt der Veröffentlichung lässt sich schließen, dass die Gründer nicht nur eine grobe Idee von ihren Absichten hatten, sondern offenbar einen fast minutiös durchdachten Plan besaßen, der fast zwangsläufig von ganz konkreten Annahmen über die wahrscheinlich auslastbare Kapazität der Wollkämmerei ausgehen musste. Damit dürfte sich die Blumenthaler Gründung deutlich von den Geschäftsideen abheben, mit denen heute viele Start-ups und Risikokapitalgeber etwa im IT-Bereich Ideen umsetzen, die manchmal so flüchtig zu sein scheinen wie die Bits und Byte mit denen sie arbeien. Von einer derart sorgfältigen und fast für eine Ewigkeit gedachten Investition, wie sie das Gründungskonsortium der BWK vor Augen hatte, keine Rede sein. Das ist zwar einerseits eine Folge des Wirtschaftszweigs, da sich ein Internethandel an einem fast beliebigen Ort gründen lässt, wenn man dafür nicht die Nähe zur aktuellen Günderkultur sucht. Dingliche Warenmengen müssen hingegen über Ozeane, Flüsse und Verkehrswege auf dem Land an geeignete Standorte transportiert werden, wo für ihre Verarbeitung große Fabrikhallen und bei zeitlich wenig terminierbaren Verkehrsmitteln wie Segelschiffen Lagerhallen zur Verfügung stehen müssen. Das verlangt eine Planung, die eine extrem schnelle Vorbereitung, die vor allem  Innovationen des Marktes flexibel aufgreifen will, nicht kennt.

Da macht sich dann niemand darüber Gedanken, wie viele Ziegel bzw. kg Beton und Stahl man benötigt hat, um die gemieteten oder geleasten Geschäftsräume zu bauen. Auch muss man sich nicht damit beschäftigen, wie Rohwolle rechtzeitig angelandet werden kann, um zum geplanten Zeitpunkt mit ihrer Verarbeitung zu beginnen.

Das waren jedoch die Probleme, mit denen sich das Management der jungen BWK herumzuschlagen hatte.

Diese Aufgaben wurde in Zeitspannen gelöst, die heute nur Staunen auslösen können, denn an keiner Stelle findet man Klagen über lange Genehmigungszeiten und nicht einmal über Kostensteigerungen. Gute Kontakte und wasserdichte Verträge, die sich auf sorgfältige eigene Überlegungen von Bauherren stützen, können sich so auszahlen.

So hat der Kahn Anna die erste Rohwolle am 1.7.1884 zur BWK nach Blumenthal transportiert (Sir Charles 32, S. 5), die damit rechtzeitig zum Produktionsstart zur Verfügung stand. Zuvor war die Wolle in Bremerhaven vom Seeschiff auf den Kahn des Schiffers H. Wessel verladen worden, mit dem sie über die Weser und Aue bis zu den Lagerschuppen gelangte, die sich zunächst dort im Berg befanden.

Dieser noch recht umständliche und viel menschliche Arbeit erfordernde Transport ändert sich mit der offiziell Weserkorrektur genannten Vertiefung der Unterweser grundlegend, die 1895 abgeschlossen wurde. Dadurch erhielt die BWK die Möglichkeit, die Wolle direkt von einem Seeschiff, das bis zu 5 m Tiefgang haben konnte, an einem eigenen Anleger anlanden zu lassen. Diese Aufgabe haben zunächst, wie das Foto zeigt, Segelschiffe übernommen.


Letzter Segler am BWK-Quai (Quelle: Sir Charles, 32, S. 5)


Als nach dem Einbau der Maschinen die Produktion anlaufen konnte, betrug die Kapazität dieser ersten Anlage in Blumenthal 2.000 kg pro Tag und damit 600.000 kg jährlich. Dafür wurden 150 Mitarbeiter eingestellt und angelernt. Als Antrieb dienten Dampfmaschinen. Dazu schrieb 1883 der technische Direktor Paul Zschörner im Bauantrag: "...Der Betrieb der Maschinen erfolgt durch eine Compound-Dampfmaschine mittelst Hanfseilbetriebes. Der für die Maschine sowie zur Heizung des Waschwassers, sowie im Winter der Arbeitsräume, erforderliche Dampf wird in 3 im Kesselhause k aufzustellenden Dampfkesseln ... erzeugt un die Heizgase durch einen 1,5 m im Lichten und 40 m hohen Schornstein zu Abführung gebracht ..." (Sir Charles, 54, S. 8)

Die Arbeit selbst begann im neuen Werk am 11.9. 1884 mit der 1. Kammpartie. Die dabei verwendete Schweiß- oder Rohwolle kam aus Buenos Aires in Argentinien und war damit nicht ganz typisch für die kommende Produktion, in der zum größten Teil australische Merinowolle sortiert, gewaschen, gekrempelt bzw. kardiert und gekämmt wurde. 

Die Auftragslage war dank des Gründungszeitpunktes in einer Phase steigender Nachfrage gleich sehr günstig, sodass bereits nach einigen Monaten in Schichten gearbeitet wurde. 

Dafür lässt sich auch später in seiner Festschrift zum 50. Jubiläum loben: "Der Weitblick und das vorzügliche Zusammenarbeiten der beiden Direktoren 
Ullrich und Zschörner verschafften dem Unternehmen eine glänzende Entwicklung." As sachlicher Beleg hierfür dient das Wachstum bereit nach einem Jahr, als die Mitarbeiterzahl von 150 und der Einsatz von 30 Kammstühlen auf 400 Beschftigte gesteigert wird, die 3,7 Mio kg verarbeitet haben.

Die weitere Entwickung iest sich dann fast wie ein Erfolgsmärchen, in dem es nicht einmal am Anfang bösen Hexen und Stiefmütter gab, sondern gleich eine Zeit in der alle "gücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage" lebten. So lest man in der ubikation des Unternehms aus dem Jahr 1933, als in Deutschland die NS-Regierung den Klassenkampf "abgeschafft" hatte: "Das von einem Stamm zuverlässiger Arbeiter hergestellte Produkt wurde immer mehr bekannt und geschätzt. Erweiterung erfolgte auf Erweiterung. Maschine reihte sich an Maschine. Ein Gebäude nach dem anderen musste errichtet werden, und um die Jahrhundertwende waren es bereits 2.000 Menschen, die in dem Unternehmen ihre Arbeit und ihren Verdienst fanden." (50 Jahre)

Auf dieses erstaunliche Wachstum war das Management auch immer sehr stolz, ja, man rechnete sogar in den 1950-er Jahren einmal nach, wie sich der Wert des Werkes entwickelt hatte. Auch wenn derartige Kalkulationen immer sehr schwierig sind, da sich die Inflation und damit die Preise für verschiedene Produktgruppen wie landwirtschaftliche Erzeugnisse, industrielle gefertigte Waren und Dienstleistungen sehr unterschiedlich auswirken, kann man den veröffentlichten Rechenwerten eine wichtige Botschaft ableiten: Wenn die Anlagen eines Unternehmens innerhalb von einem Viertel Jahrhundert im Jahr 1908 von 1,5 Mio. Goldmark im Gründungsjahr auf 17 Mio. Goldmark steigt und die Belegschaft sich auf 2.500 mehr als verachtfacht hat, kann man fraglos von einem großen unternehmerischen Erfolg sprechen. Deswegen konnte und wurde das Werk in den Jahen vor dem Ersten Weltkrieg nach und nach "voll ausgebaut". 

Nach einer weiteren Berechnung des Gewartswertes der damaligen Gebäude kamen die Mathematiker der BWK 1954 zu dem Ergebnis, dass "heute eine Anlage dieser Art" "etwa 125 bis 130 Millionen DM" erfordern würde. (WK vom 11.2.1954). 


Wenn man die Inflationsrate und die Umstellung auf den Euro berücksichtigt, lässt sich ermitteln, wie viel es kosten würde, wenn man heute diese erste Bauphase erneut realisieren müsste. Zwischen 1954 und 2012 betrug die Inflation insgesamt ca. 485 %, sodass die Kosten bei über einer viertel Million € liegen würden. Auch wenn die Details der Berechnung nicht veröffentlicht wurden und daher nicht überprüfbar sind, wird durch diese Zahl deutlich, in welcher Größenordnung das Gründungskonsortium und sein Vorstand geplant und gebaut haben.


  
Gesamtansicht der BWK nach der ersten Ausbaustufe im Spätsommer 1884 (Quelle: Sir Charles, 56, S. 4 )



Die ersten Jahre der Wollkämmerei: Wachstum trotz Turbulenzen

Nachdem sich schon 1884 ein Erweiterungsbedarf der BWK abgezeichnet hatte, fiel im März 1885 der Entschluss, die Anlage zu verdoppeln und die Jahreskapazität auf 2,7 Mio kg zu erhöhen.

Eine erneute Erweiterung bis zum Spätsommer 1888 verdoppelte die Produktionskapazitäten nochmals und schuf Arbeitsplätze für etwa 1.400 Beschäftigte. Seitdem war die BWK die größte Wollkämmerei des Deutschen Reiches. 

 Kesselhaus (um 1887 gebaut)







Kolbendampfmaschinen 
(Quelle: Sir Charles, 54, S 8)









Weitere Vergrößerungen folgten entsprechend der Lage auf dem Wollmarkt nach unterschiedlich langen Intervallen, die auch etwas übe die Zukunftserwartungen des Managements erkennen lassen. Gebaut und erweitert wurde so in den Jahren 1889, 1899, 1903 und 1910. Auf diese Weise "befand sich die BWK in einem ständigen Prozess betrieblicher Erweiterung und Modernisierung". (Ellerkamp, S. 36)

Ab der Eröffnung am 31. Dezember 1888 konnte dann auch wenigstens ein Teil des Standortvorteils realisiert werden, den man bei der Gründung fünf Jahre zuvor mit dem Bau der Eisenbahn von Farge nach Vegesack verbunden hatte.
Damit musste die verarbeitete Wolle nicht mehr mit Pferden und Wagen zum Vegesacker Bahnhof gefahren werden. (Weser-Kurier vom 11.2.1954) 

Allerdings war weiterhin keine Beladung von Güterwaggons auf dem BWK-Gelände möglich, wie es ursprünglich vorgesehen war. Der Grund war nicht kommerziell und ließ sich nicht einmal durch gute Netzwerke beseitigen. Es ging um die Totenruhe. 

Im konkreten Fall hätte man das Anschlussgleis über einen Zipfel des reformierten Friedhofs bauen müssen, was am Widerspruch eines einzigen Grabstätteninhaber scheiterte. Auch im damaligen Preußen gab es eben eine Rechtsordnung, auf die nicht nur der Müller von Sanssouci vertraut hat. So musste die BWK geduldig bis zum Jahr 1910 warten, bis die Liegefrist auf dem Friedhof aufgehoben war. Über zwanzig Jahre lang musste man daher zunächst einen mit Wolle beladenen Güterwaggon auf einen Stahlschlitten hieven, den zunächst drei Pferde auf einem Schmalspurgleis zu einer Drehscheibe am Blumenthaler Bahnhof zogen. Dort erfolgte die Umsetzung auf die Normalspur,
wie man das heute noch von einigen Grenzen etwa bei der (Fiedler 2011)

1891 ging die BWK bei der Kapitalbeschaffung für ihre Expansion einen anderen Weg. Anstelle einer weiteren Kapitalerhöhung legte sie eine 4 % 
hypothekarische Anleihe über 3 Mio. M mit einer Laufzeit von  32 Jahren auf. Da die kleinste Stückelung 1.000 M betrug, kamen damit 3.000 Stücke auf den Markt. Die Tilgung erfolgte ab 1892 durch Auslosung (Luce, S. 133)


   Aktie aus der Kapitalerhöhung von 1899 mit den Unterschriften von Ferdinand Ullrich und Paul    Zschörner



Um eine solide Finanzierung des Wachstums, also konkret der zusätzlich benötigten Maschinen und Anlagen sicherzustellen, erfolgte nach der Anleihe 1899 eine Kapitalerhöhung um 1,75 Mio M zu einem Ausgabekurs der jungen Aktien von 200 %. 
(Luce, S. 133) 

Dazu schreibt das Management im Geschäftsbericht:  "Die im April 1899 durchgeführte Ausgabe neuer Aktien brachte an Aufgeld der gesetzlichen Rücklage (Reservefonds) einen Zuwachs von M 2.003.287, 51. Für Neubauten und Maschinen sind in 1898 und 1899 zusammen etwa 2 Millionen Mark verausgabt."(1899, S. 3) Damit hatte man also eine sehr solide Finanzierung gewählt, die durch die erreichte Kurshöhe -  Ende 1899 wurden die Aktien zu 336 % gehandelt - sehr erleichtert wurde.

Nach dem Geschäftsbericht für 1899 war diese Erweiterung der Kapazität aus betriebswirtschaftlichen Gründen geboten; denn die zusätzlichen Maschinen und Anlagen wurden gleich eingesetzt (1899, S. 3): "Unsere Fabrik ist das ganze Jahr hindurch in voller Thätigkeit gewesen und zwar seit Mitte 1899 mit der ganzen inzwischen fertiggestellten Vergrösserung. Ausgedehnte Konsortial-Geschäfte, reichliche Lohnzuweisungen und das Verkommen der eigenen Importe machten die volle Anspannung unserer Maschinen nothwendig, um allen Anforderungen gerecht zu werden."

Die ersten fünfzehn Jahre bis zum Beginn des neuen Jahrhunderts schienen damit der BWK im Rückblick ein stetiges Wachstum zu bringen. Das lässt sich zwar nicht aus den Umsätzen ablesen, da die nicht veröffentlicht wurden und auch wegen des Lohngeschäfts nur eine untergeordnete Bedeutung besitzen. Als wichtiger Indikator muss daher die Zahl der Mitarbeiter dienen, die sehr eng mit dem Geschäftsumfang, also der verarbeiteten Menge Rohwolle und den erzeugten Kammzügen verbunden ist Das gilt zumindest für die damalige Zeit, als noch eine große Sortierung mit handwerklicher Arbeit bestand und auch die Waschmaschinen, Karden und Kammstühle noch relativ viel Bedienungspersonal erforderten. Hier stieg die Zahl er Mitarbeiter zwischen der Aufnahme der Produktion und dem Jahr 1900 fast auf das 17-fache.

                                 Entwicklung der BWK 1885 - 1900

                                   Anmerkungen: E: Kurs in %, F: Zahl der Mitarbeiter


Bei den im Liniendiagramm dargestellten Daten vom Jahresende muss berücksichtigt werden, dass sich in ihnen die saisonalen Schwankungen während des Jahres in ihnen nicht niederschlagen. Das gilt sowohl für Kurzarbeit oder sogar Entlassungen während der Flautemonate.

Das sieht bei den Merkmalen anders aus, die sich mehr oder weniger direkt auf die Ertragssituation des Unternehmens innerhalb eines Geschäftsjahres beziehen, da die Gewinnmargen üblicherweise von der produzierten Menge abhängen und durch Fixkosten wie die Abschreibungen für Maschinen besonders reduziert werden, wenn sie nur auf eine geringere Anzahl von Kammzügen umgelegt werden können. 
So schwankte in diesem Zeitraum die Höhe der Dividende zwischen einem Tiefpunkten von 6 % im Jahr 1894 und einem Spitzenwert von 30 % im Jahr 1899. Einen ähnlichen Verlauf nehmen die Aktienkurse, also die laufenden Bewertungen des Unternehmens durch die Börse. 


                    Ausgeschüttete Dividenden de BWK 1885 -1900
                                           Dividenden in % 1895-1900 (Quelle: Luce)

Dieser verlässliche Trend, der nur 1894 durch einen fallenden Wollpreis unterbrochen wurde, brach in den Jahren 1899 und 1900 ab. Das hatte die Folgen, die es in abgeschwächter Form bereis fünf Jahre früher gegeben hatte: die BWK entließ Mitarbeiter, die Dividende wurde reduziert und der Aktienkurs, in dem sich die Bewertung eines Unternehmens und seiner Zukunft durch den Kapitalmarkt, also in der Regel informierte Investoren, ausdrückt, fiel deutlich. 


Das Jahr vor der Wollkrise


"Seit 1895 erschütterten", wie es Mechthild Hempe in ihrer Dissertation zusammenfasst, ".. starke Schwankungen bei den Wollpreisen die Tuchmacherei. In den aufstrebenden Industrieländern Westeuropas sowie in Nordamerika stieg die Nachfrage nach wollenen Stoffen und die Wollexporte aus Australien, Südamerika und Südafrika erreichten ihren Höhepunkt. Über 2 Millionen Ballen Wolle importierten Europa und die USA im Jahr 1895 und übertrafen damit alle bisherigen Einfuhrwerte. De Preis für den Ballen Wolle sank wegen des großen Angebots extrem. Doch der amerikanische Markt nahm immer größere Mengen an Wolle auf, sodass der Preis im Herbst 1895 plötzlich wieder rasant stieg. 1896 setzte sich das Auf und Ab fort. Die Gründe waren vielfältig: Es mehrten sich die Anzeichen für eine Überproduktion und die politische Lage in den USA war angesichts bevorstehender Präsdentschaftswahlen unsicher. Spekulationsgeschäfte und die unmittelbaren Einflüsse des Weltgeschehens machten die Wollpreise zu einem unkalkulierbaren Faktor." (S. 112)

Für das Management der BWK resultierte de
r Anstieg der Wollpreise im Jahr 1899, wie es noch in den am 1.3.1900 unterschriebenen Brief an die Aktionäre heißt, "Wenn auch diese theilweise durch Spekulation hervorgerufen sein mag, so war sie doch in der Hauptsache eine Folge des grossen Bedarfs und des Vertrauens in die günstige statistische Lage des Artikels." (1899, S. 3) 

Daher sah das Management die Marktlage "durchaus normal und gesund", sodass die Wollpreise "nicht übertreiben zu nennen" waren (S. 3). Für die biden Vorstandsmitglieder Ferd. Ullrich und Paul Zschörner war die Entwicklung am Terminmarkt, wo die Preise innerhalb kurzer Zeit neue Höhen erklommen, daher nur "bedauerlich". Offenbar wurden kaum oder sogar gar keine Auswirkungen auf das reale Geschäft gesehen; denn dafür traf man in der Bilanz nur geringe Vorkehrungen. 

Diese sehr optimistischen Zukunftssicht schlägt sich in der ungewöhnlichen Dividendenhöhe von 30 % nieder. Als Begründung diente der Geschäftsverlauf, denn der Vorstand hielt das Rekordjahr 1899 als Ergebnis einer normalen Entwicklung und nicht als ein spekulativ geprägtes Ausnahmejahr: "Unsere Fabrik ist das ganze Jahr hindurch in voller Thätigkeit gewesen und zwar seit Mitte 1899 mit der ganzen inzwischen fertiggestellten Vergrösserung. Ausgedehnte Konsortial-Geschäfte, reichliche Lohnzuweisungen und das Verkommen der eigenen Importe machten die volle Anspannung unserer Maschinen nothwendig, um allen Anforderungen gerecht zu werden." (1899, S. 3)

Diese Beurteilung ist verständlich, wenn man die Gewinnsituation des Jahres 1899 insgesamt betrachtet, denn es wurde tatsächlich noch erheblich mehr als die Dividende verdient.  Auch nachdem sich der Aufsichtsrat zuvor entsprechend der Unternehmenssatzung mit einer Anteil von 10 % am Jahresgewinn belohnt hatte, konnten vor de Ausschüttung an die Aktionäre noch Rücklagen für das Unternehmen gebildet werden. So wurde eine Mio. M in drei Rücklagen eingestellt, und zwar 500.000 M in eine Sonderrücklage als "Special- und Dividendenrücklage", 300.000 M in eine Erneuerungsrücklage für eine spätere Betriebserneuerung sowie 200.000 M in eine Verlustrücklage, die damals auch nach dem italienischen Wort für "Vertrauen" Delcrederefonds genannt wurde. 

Unter der Berücksichtigung der hohen Rücklagen, deren wirtschaftliche Bedeutung nicht immer ganz eindeutig ist, erzielte die BWK damit auf das bilanziell 1899 ausgewiesene Eigenkapital von 7,7 Mio. M eine Rendite von über 32 %. Die BWK erwies sich damit als ein extrem profitables Unternehmen, das aufgrund seines Geschäftsmodells nicht nur viele Arbeitsplätze schaffen konnte, sondern auch sehr sorgsam und erfolgreich mit dem ihm anvertrauten Kapital umging.




Das Krisenjahr 1900

Spekulative Preisblasen platzen fast zwangsläufig über Nacht, also ohne Vorzeichen und zuverlässige Ankündigungen. Das ist nur zu verständlich, wenn man an die möglichen Ursachen eines längeren Aufwärtstrends denkt, der keine rationale ökonomische Rechtfertigung besitzt. Der einzige Kaufgrund sind dann nicht die realen Größen des Angebots an Rohwolle und die Nachfrage nach Kammzügen und Wolltextilien, sondern die steigenden Kurse selbst, mit deren Hilfe fast jeder gern schnell reich werden möchte. Das beste und meist einzige Argument sind dabei die ganz real entgangenen Gewinne, die man gemacht hätte, wenn man früher auf den bereits fahrenden Zug aufgesprungen wäre.

So war es auch im Jahr 1900; denn das BWK-Management schreibt noch im Geschäftsbericht von 1899 "Wir behalten in Rücksicht auf die mäßigen Woll- und Zug-Vorräthe für die Entwickelung des Geschäfts in 1900 eine gute Meinung und die Zuversicht, dass alle Woll-Interessenten, welche dem Terminhandel fern bleiben und dem legitimen reellen Geschäft sich zuwenden, keine Enttäuschungen erfahren dürften." (1899, S. 3)

Und weiter heißt es in dem Bericht: "Auch für 1900 sind die Aussichten auf volle Beschäftigung gut, wenn auch die Unternehmungslust durch die Terminbaisse einen argen Stoß erhalten hat und die Anmeldungen nicht in gleichem Schritt wie früher einlaufen." 

Obwohl die zeitgenössischen Medien ihren Fokus auf den Preiseinbruch im Jahr 1900 und dessen Folgen legten, hatte auch das Platzen dieser spekulativen Preisblase eine Vorgeschichte. In den Jahren vor dem Preisverfall hatten zwei Ereignisse den Anstoß für steigende Wollpreise gegeben, die auf mehrere Jahren mit eher fallenden Preisen folgten. So wurde die weltweite Wollproduktion einerseits durch den Zweiten Burenkieg in Südafrika in Mitleidenschaft gezogen, wo man als Folge der Kriegsereignisse mit einer sinkenden Wollproduktion rechnen konnte. Waren das vorrangig die Erwartungen von Händlern, ließ eine Dürre in Australien Schafe verenden, wodurch die Wollproduktion in dem wichtigsten Produzentenland für Merinowollen deutlich einbrach. Dem Naturereignis konnten die Schafzüchter nichts entgegensetzen, denn ohne Wasser und Nahrung, die wiederum für ihr Wachstum Wasser benötigt, kann auch das genügsamste Schaf nicht leben. Als Folge der Dürre halbierte sich so beispielsweise der Wollexport aus Victoria von 93 Mio lbs im Jahr 1894 auf nur 58 Mio. lbs im Krisenjahr 1900 (Coughin, S. 2139)

Dabei ist allerdings 1894 ein nicht ganz durchschnittliches Jahr, das sich durch eine große Wollproduktion charakterisieren lässt, die zu einem niedrigen Preis gehandelt wurde. Die folgenden Jahre wurden jedoch für die australischen Wollproduzenten erheblich dramatischer, da sie und ihre Schafe den Unbilden der Witterung ausgeliefert waren, was für viele Schafe den Tod bedeutete. Dadurch halbierte sich in Queensland die Zahl der Schafe in den Jahren von 1892 bis 1900 von über 21 Mio. auf nur noch gut 10 Mio. Dieser Rückgang führte in Verbindung mit dem Preisverfall der Wolle zum Ruin im Überlebenskampf zahlreicher Schafeigentümer (Coughin, S. 2154).

Zunächst kaum erklärlich erscheint das Zusammentreffen von einem deutlich gesunkenen Wollangebot mit sinkenden Preisen. Hier würde jeder rational handelnde Marktteilnehmer das Gegenteil erwarten, also steigende Preise als Reaktion auf ein gesunkenes Angebot, sodass die Nachfrager, die höhere Preise bieten können, ihre gewünschte Wolle erhalten und die Wollproduzenten dank des Preiseffektes Wollumsätze realisieren können, die ihnen ein wirtschaftliches Überleben und im Anschluss an die Dürre einen Wiederaufbau ihrer Herden ermöglichen. Aber das Krisenjahr 1900 folgte nicht diesen Erwartungen. Vielmehr schien, wenn man einen Vergleich aus den Naturwissenschaften heranzieht, das Wasser nicht von einer Quelle ins Tal geflossen zu sein, sondern stattdessen entgegen der Gravitationskraft bergauf geströmt zu sein

Als die Fachzeitschriften für den Wollhandel Ende 1900 Bilanz zogen, bezeichneten sie die Monate an der Jahrhundertwende als "unvergleichlich" und "einzigartig", da es in der langen Geschichte des Wollhandeln keinerlei Dokumente über eine Zeit gibt, in der der Wollpreis in ähnlicher Weise "verrückt" gespielt hat, und das obwohl die Rohwolle ohnehin als ein besonders volatiler Rohstoffwert gilt.

Nüchtern betrachtet war der Wollpreis, der Anfang des Jahres etwa 30 % über dem Durchschnittspreis der vorangegangenen 30 Jahre gelegen hatte, innerhalb von elf Monaten auf den niedrigsten Wert bis zum Ende des Jahres abgestürzt, über den die vorhandene Preisaufzeichnungen überhaupt berichten. Der Handel verlief in dieser Zeit so erfreulich, dass die Händler jede Unze Merinowolle kauften, die sie erwerben konnten

Im Nachhinein war die Preisentwicklung dann weniger unerklärbar. Nur berauschte Käufer konnten etwa Ende 1899 glauben, dass sich der Wollpreis längere Zeit über seinem inneren Wert halten kann. Für kritische Marktbeobachter steckt daher in jedem außergewöhnlich hohen Preis die Gefahr eines Absturzes. Damit lässt sich auch die Ursache leicht bestimmen: Es sind Gier und Angst, die zumindest einmal in jeder Anlegergeneration an den Aktien- oder Rohstoffbörsen zu Preisexzessen führen.

Allerdings gelangt häufig nur ein Ausschnitt der gesamten spekulativen Preisentwicklung in den Fokus der Öffentlichkeit, wenn nach einem überlieferten Erzählkanon über das Platzen einer Preisblase berichtet wird, wie sie schon aus der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert bekannt und später von als eine mehrer Verrücktheiten von Massen geschildert wurde. Dann folgen üblicherweise Berichte über die Konkurse der Spekulanten und teilweise auch ihrer Banken, die ihnen das Geld für ihre Transaktionen geliehen haben. Als negativer Höhepunkt der Sensationsberichterstattung steht dann nicht selten eine Art Nachruf auf einen besonders Betroffenen, der seine Lust am Leben aufgrund seines finanziellen Zusammenbruchs verloren hat. 

Im Jahr 1900 war speziell war Frankreich mit seinem Wollzentrum um die Städte Roubaix und Tourcoing von diesen krassen Einschnitten in das Wirtschaftsleben betroffen.


     Zeitgenössischer Artikel

  Quelle: The West Australian vom 1.9.1900


 

Fast zwangsläufig beginnen derartige Krisen jedoch nicht mit einem Kursverfall, sondern deutlichen Kursgewinnen, die nur meist als Auswirkungen einer guten Konjunktur oder Managementleistung falsch interpretiert werden. Nur - der Preisanstieg 1899 hatte weniger Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, da ihn viele Betroffene für eine erwünschte Preisentwicklung mit guten Gewinnmöglichkeiten für die Experten gehalten hatten.


         Die Wollpreisentwicklung 1896 - 1903

        
Anmerkung: 1: 1896, 2: 1897, 3: 1898, 4: 1899, 5: 1900, 6: 1901, 7: 1902; 8:1903



Auf diesen Preisanstieg mit seiner kurzfristigen Beschleunigung im Jahr 1899 auf eine gefährliche Fallhöhe, folgte 1900 ein dramatische Absturz innerhalb kurzer Zeit, wie die monatlichen Wollpreise zwischen Anfang Januar und September 1900 zeigen.


Terminhandelspreise in Antwerpen 2.1. 1900 - 3.9. 1900

Quelle: Darling Downs Gazette vom 27.10.1900, S.4.


Damit hatte innerhalb von acht Monaten die auf dem Terminmarkt gehandelte Wolle 43 % ihres Preises verloren. Betroffen waren davon alle Eigentümer von Wolle und Wollprodukten. Dazu zählte auch aufgrund von Lagerbeständen im Eigengeschäft die BWK. Hinzu kamen die Auswirkungen des Preises auf die Nachfrage. Besonders gravierend war der Preissturz jedoch für alle, die mit einer weiteren Fortsetzung des Trends von 1899 gerechnet und ihre Bestände aufgestockt hatten, um entweder einen spekualtiven Gewinn zu erzielen oder ihren Kunden noch Wolle und Wollprodukte zu einem kundenfreundlichen Preis anbieten zu können, also keinen Umsatzeinbruch wegen teurer Prdukte zu erleben.

Diese spekulativ entstandenen Kapriolen auf dem Wollmarkt der Jahre 1899 und 1900 hatten eine Reihe ganz realer Auswirkungen in der Wollindustrie. Wie Mechthild Hempe am Beispiel der Tuchmacherei in Guben schildert, "berührten" sich damals "nach einer zeitgenössischen Darstellung" "die Extreme und zwar in krassester Weise".(Hempe, S.113) 

Während man noch Ende 1899 im Wollhandel und der Wollindustrie hoffte, dass sich als Angleichung an die gestiegenen Wollpreise auch höhere Warenpreise durchsetzen ließen, folgte 1900 hingegen ein Preissturz. "Die "Kauflust" sank innerhalb kürzester Zeit und die Weber, die sich bei niedrigen Preisen mit großen Menge Wolle eingedeckt hatten, mußten ihre Webstühle still stehen lassen. Ausländische Kunden stornierten ihre Bestellungen und versuchten Preissenkungen zu erreichen. Die Läger der Spinnereien und Webereien quollen über. Durch die Spekulationsgeschäfte der vorangegangenen Jahre hatte sich eine völlig falsche Einschätzung der Marktsituation gebildet und in der großen Krise 1900 zerbrachen viele Illusionen über die Zukunft der Woll- und Tuchindustrie."

"Ab dem 1. Juni 1899 war der Terminhandel mit Kammzug - der Wolle, aus der Kammgarn gesponnen wird, verboten. (Hempe, S 112)

Die Kammgarnspinnereien und -webereien in Deutschland litten unter diesen Preisschwankungen so sehr, dass sich auch die Politik einschaltete. 
Ab dem 1. Juni 1899 wurde daher der Terminhandel mit Kammzug verboten. (Hempe, S 112)  

Obwohl die BWK nach ihren öffentlichen Erklärungen kein spekulatives Geschäft betrieb, war sie dennoch von der Wollkrise 1900, also dem rapiden Verfall der Wollpreise, betroffen. Das Unternehmen büßte einen großen Teil seiner Rücklagen von 1899 ein, die allerdings 1901 wieder auf eine Mio. M aufgestock werden konnten. So hat die BWK durch die Krise " 4,8 Mio Mark bzw. .. 20 % ihres Aktienkapitals" (Ellerkamp, S. 37) verloren, womit die Autorin die Rücklagen gemeint haben dürfte.
  

Die stabile Entwicklung am Anfang des Jahrtausends


Da durch die Wollkrise 1900 im Endeffekt nur die spekulative Übertreibung der Wollpreise korrigiert worden war, konnte die Realwirtschaft anschließend wieder zu ihrem normalen Geschäft zurückkehren. Für Ellerkamp hatte sich die BWK daher ein Jahr nach der Krise "weitgehend erholt" und konnte im folgenden Jahrzehnt Dividenden von "durchschnittlich 14-16% ausschütten.(Ellerkamp, S. 38).

Diese Einschätzung entsprach der des BWK-Managements das ebenfalls wieder normale Jahre erwartete und anstrebte, wenn sie 1901 von einer Rückkehr zum "reinen Lohngeschäft" sprach, um ähnlichen Verlusten wie 
im Vorjahr zu entgehen. In dem damals üblichen gedrechselter, sehr zurückhaltender Stil wurde eine sitive Zukunftsprognose ausgesprochen: "Die Aussichten für das kommende Jahr glauben wir als nicht ungünstig bezeichnen zu können"(1901, S. 3)

Daher kehrte das Management schnell wieder zu seinen üblichen Aussagen zurück, in dem es als Rechtfertigung einer "Super-Dividende" von 6% (1901, S. 4) auf "reichliche Abschreibungen und große Rücklagen" verwies (1902; S. 3) oder zwei Jahre später zu den Inventurbeständen erklärte, dass sie derart bewertet seien, "dass wir einen Verlust daran für ausgeschlossen halten" (S. 3)

Dieses Selbstbewusstsein war auch durchaus gerechtfertigt, wie Ellerkamp in einer Bestandsaufnahme für das Jahr 1908 feststellt. Damals besaß die BWK eine Kapazität von jährliche 40 - 45 Mio. kg Rohwolle, was bei voller Auslastung der 100 Kammstühle einer täglichen Produktionsleistung von 60.000 Kammzug entsprach. Damit hatte die BWK ihr Betriebsvolumen seit der Gründung des Blumenthaler Werkes um 1.200% gesteigert und deckte etwa 1/3 des jährlichen Kammzubedarfs des Deutschen Bereichs. (Ellerkamp, S. 36f.)


Insgesamt gelang der BWK verglichen mit ihrer großen regionalen Konkurrentin Nordwolle bis "bis zur Jahrhundertwende ein schnelleres räumliches und personelle Wachstum", bevor die sie nach einem Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen 1907 und 1911 die Delmenhorster anschließend endgültig überflügelte. (Ebenda, S. 40) Damit deckte die BWK etwa 1/3 des jährlichen Kammzubedarfs des Deutschen Reichs. (Ebenda S. 36f.)

Auf dieser sicheren Basis konnte die BWK auch nach einer weiteren Kapitalerhöhung um 1 Mio. M im Verhältnis 4:1 zu einem Kurs von 175%, die auf der Generalversammlung Ende März 1911 beschlossen wurde, sogar auf das erhöhte Kapital Dividenden von 20% bis 39 % ausschütten. (Ebenda, S. 38)

Der Geschäftsbericht von 1905 ermöglicht einen exemplarischen Blick auf die für Unternehmen vorteilhaften Abschreibungsmöglichkeiten, die die BWK genutzt hat und an die man sich noch sehnsüchtig viele Jahrzehnte später erinnert, wenn über die vergleichsweise hohe Steuerbelastung von Investitionen aufgrund zu geringer Abschreibungsmöglichkeiten lamentiert wird. 


Relative Größe (in %) der bis 1905 vorgenommenen Abschreibungen


                      Anmerkungen: 1:Wohngebäude, 2 Fabrikgebäude, 3:Dampfkessel, 4:         Kämmereimaschinen, 5: Elektr. Anlage, 6: Anlagevermögen insgesamt



Anteil der Positionen des Anlagevermögens vor den Abschreibungen 1905





1:Wohngebäude, 2 Fabrikgebäude, 3:Dampfkessel, 4: Kämmereimaschinen, 5: Elektr. Anlage, 6: Übrige Positionen 









Anteil der Positionen des Anlagevermögens nach den Abschreibungen 1905




1:Wohngebäude, 2 Fabrikgebäude, 3:Dampfkessel, 4: Kämmereimaschinen, 5: Elektr. Anlage, 6: Übrige Positionen







                                                                       Quelle: Geschäftsbericht 1905 


Wie das Balkendiagramm zeigt, waren von den bilanziell erfassten Kämmereimaschinen ein Anschaffungswert von über 80 % bereits abgeschrieben. Das führte, geht man nach den Anschaffungswerten zu einem Anteil von über 50 %, der auf diese Position entfällt, während es nah den Abschreibungen entsprechend dem zweite Kreisdiagramm etwa ein Viertel ist. Größte Position ist jetzt das Fabrikgebäude, obwohl auch hier keine Zuschreibung, sondern eine Abschreibung von 1,5 Mio M erfolgte.
  


Die BWK am Vorabend des Ersten Weltkrieges 


"Von 1901 bis zum Beginn des Weltkrieges entwickelten sich die Wollpreise verhältnismäßig ruhig, wobei sie schließlich etwa 30 bis 50 % über dem Tiefstande von 1900 lagen.(Behnsen, S. 82)

Allerdings deuteten Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Fankreich bereits den Ersten Weltkrieg an. So klagte das Management 1911 über die lähmende Wirkung der Marokkokrise und ein „anhaltend herrschendes Missverhältnis zwischen Rohwoll- und Zugpreisen“, unter denen die Beschäftigung „natürlich“ gelitten hat. Das "zwang" die Gesellschaft "vornehmlich gegen Ende des Jahres zu etwas größeren als gewöhnlichen Betriebseinschränkungen". Trotzdem wurden 1911 3,1 Mio. in Gebäude und eine Vergrößerung und Verbesserung des Maschinenparks investiert. Das Management erweitete also die Kapazität, was zumindest auf erwartete neue Verarbeitungsspitzen schließen ließ. 


Zur Finanzierung trug vor allem die im Vorjahr beschlossene und 1911 durchgeführte Kapitalerhöhung um 1 Mio M bei, aus der ein Aufgeld von netto 625.000 M in der Reservefonds I eingestellt wurde, der sich dadurch auf 1,025 Mio. M erhöhte. Einen Zuwachs erfuhr auch der Reservefonds II, und zwar durch eine Dotierung von 100.000 M aus dem Gewinn des Kalenderjahres 1911. Hier erhöhte sich die Gesamtsumme dadurch auf 5 Mio. M, womit sie dem Aktienkapital entsprach.

Das war zumindest im Hinblick auf das folgende „befriedigende“ Geschäftsjahr 1912 nicht unberechtigt, denn eine „starke Nachfrage nach Garn und Zug“ führte zu „großen Umsätzen“ und einer „Besserung der Preise“. Die Rohwollpreise für Merinowolle und Crossbreeds, also eine Kreuzung aus Merino- und Grobwollschaf, zogen erst zum Jahresende um 12% bzw. 20% gegenüber dem Vorjahr an. Für diese Aufwärtsbewegungen waren der „außerordentlich gestiegene Weltverbrauch an Wolle“ und die Furcht vor einer Wollknappheit wegen „großen Minderschuren in Australien und am La Plata“ verantwortlich. Trotzdem sprach damals für die „außerordentlich starke Lage des Artikels“ in der Sicht des Managements, dass der Ausbruch des Balkankriegs und die „damit verbundene Befürchtung eines Weltkrieges“ keinen Einfluss auf diesen Trend hatten.

In diesem „befriedigenden“ Vorkriegsjahr konnte man die 4% Grunddividende durch 16% sogenannte Bonus-Dividende deutlich aufstocken, da der Vorstand im Februar 1913 von einem „Fortbestand der gegenwärtigen Wollpreise“ ausging, die diese günstige Lage für die Beschäftigung der Mitarbeiter und die gute Dividende für die Aktionäre ermöglicht hatten.

Das Folgejahr wurde dann jedoch „sehr schwierig und unbefriedigend“, wie es im Geschäftsbericht 1913 heißt, wobei die negativen Rahmenbedingungen bereits im März begonnen hatten. Der Grund lag darin, dass die Schurzunahme in Australien den Ausfall in La Plata nur ausgleichen konnte und daher auch 1914 nicht mehr Rohwolle weltweit zur Verfügung stand als zuvor. Die Schafzüchter hatten also noch nicht auf die erhöhte Wollnachfrage reagiert. Als Folge waren am Jahresende „größere Betriebseinschränkungen“ erforderlich, während sich die Aktionäre 
weiter an eine Bonus-Dividende von zusätzlichen 16% gewöhnen durften. 

Wie die Bilanz dieses letzten Friedensjahres ausweist, hatte die BWK, wie die folgende Tabelle und das Kreisdiagramm zeigen, ihre Bilanzsumme von ca. 24 Mio. M zu über zwei Dritteln ihrer Aktiva, also ihres Besitzes, in Sachwerten angelegt, wenn man das Anlagevermögen, die unbebauten Grundstücke und die Lagerbestände an Rohstoffen wie Kohle, Rohwolle und Halb- und Fertigwaren addiert.


Bilanz vom 31.12.1913 in M
Aktiva

Anteil an der Bilanzsumme in %
Wohngebäude
440.000
1,8
Fabrikgebäude
5.156.000
21,5
Dampfkessel usw
460.000
1,9
Kämmereimaschinen
2.350.000
9,8
Anlagevermögen insgesamt 
9.060.000
37,8
Grundstück
1.118.000
4,7
Kasse, Wechsel
1.058.000
4,4
Wertpapiere
500.000
2,1
Materialien und Kohle
621.000
2,6
Rohwolle, Fabrikate
5.491.000
22,9
Konto-Korrent-Debitoren
5.954.000
24,8
Umlaufvermögen insgesamt
14.903.000
62,2
Bilanzsumme
23.963.000
100,0
Quelle: Geschäftsbericht 1913

                            

                             Anteil der Aktiva in der BWK-Bilanz 1913


Anmerkung:1:Wohngebäude, 2: Fabrikgebäude, 3: Dampfkessel, 4: Kämmereimaschinen, 5: Grundstück, 6:Kasse/ Wechsel, 7: Wertpapiere, 8: Materialien/ Kohle, 9: Rohwolle/ Fabrikate und 10:Konto-Korrent-Debitoren



Finanziert wurden diese Aktiva zur Hälfte durch das Aktienkapital in Höhe von 5 Mio. M und Rücklagen in Höhe von 6,5 Mio. M., also ein Eigenkapital von insgesamt 11,5 Mio. M oder eine ungewöhnlich hohe Eigenkapitalquote von knapp 50 %. Das gilt vor allem, wenn man in einigen Rückstellungen noch versteckte Rücklagen und in den gelagerten Rohstoffen und Fabrikaten, die ein Viertel der Aktiva ausmachten, noch nicht realisierte Gewinne vermutet.

Die Fremdfinanzierung erfolgte weitgehend durch Kontokorrentkredite und Rückstellungen, für die relativ geringe Zinsen angefallen sein dürften, sowie zu knapp 6 % durch eine 4%-Hypothek-Anleihe.


Passiva in der Bilanz vom 31.12.1913 in M

Passiva
Wert in 1.000 M
Anteil in %
Aktienkapital
5.000
20,9
4 %-Hypothekanleihe
1.358
5,7
Rücklagen (Reservefonds I und II)
6.500
27,2
Rückstellungen für Dividenden
1.001
4,2
Rückstellungen für Angestellten- und Arbeiterunterstützung
880
3,7
Rückständige Hypothekenzinsen
27
0,1
Rückstellung für AR-Tantieme
149
0,6
Laufende Akzepte (Schecks)
968
4,0
Kontokorrent-(Betriebsmittel) Kredite
8.021
33,5
Vortrag auf neue Rechnung
58
0,2
Bilanzsumme
23.963
100,0
Quelle: Geschäftsbericht 1913


Diese Erwartung ist nicht ganz unbegründet, wenn man den Reinertrag für das erste Kriegsjahr 1914 in der folgenden Übersicht sieht, der trotz aller Unsicherheiten und Unwägbarkeiten einen mehr als doppelt so hohen Wert ausweist wie im letzten Friedensjahr 1913.

Da der Gesetzgeber damals für die Gewinn- und Verlustrechnung auch des Jahres 1913 nur eine Aufgliederung von Abschreibungen, Steuern und Ähnlichem verlangte, fehlen die für eine notwendige Analyse nicht nur wichtigen, sondern sogar notwendigen Daten zum Umsatz, Materialeinsatz und zu Löhnen und Gehältern. Stattdessen wird nur ein "Gesamt-Erträgnis" ausgewiesen, von dem die Abschreibungen und Steuern subtrahiert wurden, um den Reingewinn zu erhalten. Über Größen wie den Umfang des Eigengeschäfts und die Material- oder Lohnquote, die einen Einblick in Managemententscheidungen ermöglichen würden, erfährt man so nichts. Das hat sich erst später durch neue gesetzliche Vorgaben zur Gewinn-und-Verlustrechnung (GuV) deutlich geändert, auch wenn die BWK dadurch nicht unbedingt zu einem besonders transparenten Unternehmen wurde.



Die BWK im Zeitraum 1911 - 1914

Jahr
Reinertrag
(in M)
Dividende der Stämme  (in %)
Dividenden-summe
(in M)
Wichtige Geschäftsvorfälle
1911
1.118.792
16
800.000
Erhöhung des Aktienkapitals um 1 Mio. Mark, Belastung durch Marokko-Krise
1912
1.773.492
20
1.000.000
Höhere Nachfrage und geringere Schur führten zu steigenden Wollpreisen, Zukauf von 15.616 qm in Blumenthal
1913
1.357.524
20
1.000.000
Weiter steigende Wollpreise, befürchtete Wollknappheit, nur geringere Einfuhr aus Australien möglich
1914
3.460.203
30
1.500.000
Bau von Sortiergebäude und Tuchwollwäscherei, Produktion für den Heeresbedarf, Verkauf von Lagerbeständen
1915
2.177.743
18
900.000
Produktionseinschränkungen wegen Mangels an Kohle und Wolle, weiterer Verkauf von Lagerbeständen
Quelle: Leibniz Informationszentrum Wirtschaft 


Von der Gründung bis zum Ersten Weltkrieg: Eine Erfolgsgeschichte

Wenn man den gesamten Zeitraum vom Produktionsbeginn der BWK 1884 bis zum Ersten Weltkrieg, also einen Zeitraum von dreißig Jahren betrachtet, kann man die Mitglieder des Gründungskonsortiums nur zu ihrer klugen Entscheidung beglückwünschen, denn die BWK konnte in dieser Zeit einer wachsenden Zahl von Mitarbeitern einen Arbeitsplatz geben und trotz aller Schwankungen auf dem Wollmarkt auch eine ansehnliche Dividende für ihre Aktionäre verdienen.


                Mitarbeiterentwicklung der BWK 1884 -1914

                             Quelle: Ellerkamp



Wie das Liniendiagramm zeigt, hat sich die Zahl der Mitarbeiter in diesem Zeitraum von 150 auf 3.620 vervierundzwanzigfacht. Da es in dieser Zeit weniger Rationalisierungs- als Erweiterungsinvestitionen gab, hängt die Zahl der Mitarbeiter fast ausschließlich von der produzierten Kammzugmenge ab.


  Entwicklung der Jahresendkurse und Dividenden der BWK 1885 - 1914


             Anmerkungen: B: Dividende in %, C: Jahresschlusskurs (Quelle: Luce)
  
Auch die langfristigen Aktionäre wie die Gründer, die gleich die jungen Aktien gezeichnet und damit in das Projekt BWK investiert hatten, konnten auf hohe Dividenden und teilweise sehr kräftige Kurssteigerungen zurückblicken. Das galt besonders für die ersten Jahre bis zur Wollkrise 1900, als der Kurs Ende 1899 352 % erreichte und damit beim 3,5-fachen des Ausgabekurses lag. Nachdem sich der Kurs von seinem Einbruch im Krisenjahr 1900 erholt hatte, erfolgten deutlich kleinere Ausschläge, da die Aktie offenbar einen Preis erreicht hatte, der ihrem Wert bei einem "normalen" Wollmarkt entsprach.

Parallel hierzu stieg die Dividende auf 25 %. Die Aktionäre, die ihre Papiere zum Ausgabekurs erworben hatten, erhielten damit für vier ursprünglich investierte Mark eine Mark Dividende. Das galt allerdings in dieser mehr als aktionärsfreundlichen Form nur für das Jahr 1899. Aber auch zuvor wurden relativ hohe Dividenden ausgeschüttet.

Diese hohe Dividende sollte auch für Aktionäre, die später ca. 250 % für ihre Wertpapiere bezahlt hatten, eine attraktive Rendite gewesen sein, wenn man sie mit den 4 % der von der BWK begebenen Anleihe vergleicht. Immerhin lag die Rendite mit 10 % dann bim 2,5-fachen des Wertes bei der Anleihe, sodass das höhere Risiko gut kompensiert wurde, zumal nur für das Krisenjahr 1900 die Dividendenzahlung ausfiel.

Dieser deutliche Trend nach oben wurde mit der Wollkrise 1900 gestoppt, obwohl die BWK daraus ohne große Blessuren hervorging. Trotzdem halbierte sich im Zuge der gestrichenen Dividende der Kurs, und erst in den Folgejahren kam es wieder unter Schwankungen zu einem schwachen Trend nach oben, sodass der Kurs schließlich bei etwa 270 % lag.


                  Die gezahlten Dividenden der BWK 1885 - 1913

                                         Quelle: Luce, S. 133f.


Diese Entwicklungsphase der BWK und vor allem des deutschen Kaiserreichs endete 1914 mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Dafür hatte das Unternehmen zwar, wie sich aus der Bilanz von 1913 ablesen lässt, ein Polster an Rohwolle und Kammzügen angelegt, aber der Ausgang des Krieges mit seinen unmittelbaren und späteren Folgen für das Wirtschaftsleben dürften nicht den Erwartungen zu Beginn des Krieges entsprochen haben. Der Kaiser erklärte den Krieg, was im Endeffekt 1918 seinen Rücktritt bedeutete. Als Kriegsfolge musste der Kaiser abdanken und Deutschland wurde eine demokratisch verfasste Republik. Eine über tausendjährige Epoche der Adelsherrschaft ging damit zu Ende.


                                           Dt. Kriegserklärung (Quelle: wikipedia)


Quellen:

 

Mein besonderer Dank für abrufbare und verwendete Informationen gilt drei Internetarchiven, so dem australischen Trove vor allem zur Wollkrise 1900, dem US-amerikanischen Archiv der Universität von Arizona für Texte, die sich mit dem Thema "Wolle" beschäftigen, und dem Leibniz Informationszentrum Wirtschaft zu den Geschäftsabschlüsse der BWK in den Jahren 1911-1913.

Zusätzlich wurden weitere Geschäftsberichte der Bremer Woll-Kämmerei sowie eine Sammlung von Zeitungsartikeln herangezogen, die der Förderverein Kämmereimuseum aufgebaut hat.

Für die Hilfe beim Zugang zu diesen Quellen möchte ich mich bei Herrn Gorn, dem Vorsitzenden des Fördervereins Kämmereimuseum, vielmals bedanken.

Literatur:


Barker, Aldred F. und Priestley, E., Wool Carding and Combing, Cassel and Co., 1912


Beanland, Denver Edward, Sir Thomas McIlwraith. PhD thesis. School of History, Philosophy, Religion, and Classics, University of Queensland 2007.

Beevers, H., Wool combing, in: Warp and Weft. Part 1. Nachdruck aus: British Wool Marketing Board (Hg.), Wool Knowledge, Bradford 1967.
 Behnsen, Henry und Genzmer, Werner, Weltwirtschaft Wolle. Technologie der Textilfasern, Berlin 1932. 

Coghlan, Timothy Augustine, Labour and Industry in Australia. From the First Settlement in 1788 to the Establishment of the Commonwealth in 1901.
Volume 1, London 1918.


Ellerkamp, MarleneIndustriearbeit, Krankheit und Geschlecht. Zu den sozialen Kosten der Industrialisierung: Bremer Textilarbeiterinnen 1870-1914, Göttingen 1991. 

Fiedler, Ulf, Grabsteine erzählen Geschichten. Ein Streifzug über den historischen Friedhof der evangelisch-reformierten Gemeinde Blumenthal, in: Weser-Kurier vom 19.11.2011. 

Ders.,Frühe Kritik an der Woll-Kämmerei. Rauchschwaden und tote Fische: Blumenthaler Schriftstellerin Tami Oelfken der Gründung, In: Weser-Kurier vom 30.5.2012.

Ders., Bahnstrecke führte durch Obstgärten. Die lange Geschichte der Farge-Vegesacker-Eisenbahn: Kaiser Wilhelm I. vergibt 1884 die Konzession, in: Weser-Kurier vom 14.12.2013.

Fritsch, G., Die Wollspinnerei: B. Kammgarnspinnerei (Technologie der Textilfasern) 1933

Grothe, Hermann (Hg.)Technologie der Gespinnstfasern. Vollständiges Handbuch der Spinnerei, Weberei und Appretur. Band I: Die Streichgarn-Spinnerei und Kunstwoll-Industrie, Heidelberg 1876.

Hempe, Mechthild, Kette und Schuss: die Tuchmacherei in Guben, Köln 2006.

Henzell, Ted, Australian Agriculture: Its History and Challenges, Collingwood, Vic. 2007.

Koditschek, TheodoreClass Formation and Urban Industrial Society. Bradford, 1750–1850, Bradfrd 2008.

Luce, G., Fonds und Effecten der Bremer Börse unter Berücksichtigung der bremischen Aktiengesellschaften, Bremen 1920.

Meyer, JosefTechnik und Praxis der Kammgarnspinnerei: Ein Lehrbuch Hilfs- und Nachschlagewerk 1923.

NN, Our Yorkshire Letter. The crisis in wool. Seventeen failures on the continent with liabilities, amounting to nearly four millions, in: Darling Downs Gazette vom 27.10.1900, S.4.

NN., 50 Jahre

NN, Jubiläum. 120 Jahre BWK. Feste feiern, in: Sir Charles, 57, S. 1f. sowie 56, 4)

NPCS Board of Consultants & Engineers (Hg.), Woollen Spinning, Weaving, Knitting, Dyeing, Bleaching and Printing Technology Handbook, New Delhi 2009.

Peacock, Alfred James, Bradford Chartism, 1838-1840,1969

Pleitgen, Verena, Die Entwicklung des betriebswirtschaftlichen Rechnungswesens von 1840 bis 1940 am Beispiel der Firmen, Krupp, Scheidt und Farina, Diss. Köln 2005.

Scheil, Detlev, Einst weltweit modernste Fabrik ihrer Art. Schätze aus dem Focke-Museum (89) Ein großformatiges Bild der Bremer Woll-Kämmerin, in : Weser-Kurier vom 17.3.011.

Schmoller, GustavUeber Schafstatistik, Schafhaltung und Wollpreise, in:
Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Bd. 25, 1869, S. 51-71.




Anhang

Daten zur BWK 1884- 1914
Jahr
Beschäftigte (1)
Woll-
preis (2)
Dividende
in % (3)
Jahresschlusskurs in % (3)
1884
150

-
-
1885
400

6
98
1886
703

16
126
1887
750

11
150
1888
819

22
208
1889
1.205

25
352
1890
1.657

18
278
1891
1.667
9,0
18
268
1892
1.530
8,5
20
285
1893
1.843
8,5
15
298
1894
1.606
7,75
5
230
1895
1.700
9,5
20
302
1896
1.850
9,0
20
300
1897
1.867
9,0
20
285
1898
2.203
9,5
25
330
1899
2.321
15,5
30
336
1900
2.543
9,0
0
164
1901
2.206
10,0
10
200
1902
2.424
13,0
15
269
1903
2.424
12,0
15
279
1904
2.146
13,0
12
245
1905
2.391
13,5
12
252
1906
2.456
13,5
14
250
1907
2.679
13,0
14
216
1908
2.710
12,5
10
220
1909
3.053
13,5
16
272,5
1910
3.053
13,0
16
271
1911
3.614
12,5
16
261
1912
3.397
14,0
20
270
1913
3.620
14,0
20
267
1914
3.618

30
290
Anmerkung: (1) Ellerkamp, S. 336, (2) Luce, S 133ff. (Preis in d (Pence) für 1 lb (0,454 kg))


Chronologische Übersicht der BWK-Geschichte
Datum
Ereignis
13.04.1883
Eröffnung der „Constituierenden Generalversammlung“ der Aktiengesellschaft Bremer Woll-Kämmerei um 15 Uhr durch den Bremer Kaufmann George Albrecht in den Räumen der Gesellschaft „Museum“ am Domshof in Bremen
01.07.84
Löschung der ersten Rohwolle vom Kahn Anna
01.09.1884

Produktionsbeginn mit der Kammpartie 1, wobei 50 von geplanten 69 Kammstühlen den Betrieb aufnehmen
Anfang März 1885
Verdoppelung der Kapazität durch Umsetzung des ursprünglichen Plans
1886
Beginn der systematischen Anwerbung polnischer Arbeitskräfte
1888
Fertigstellung der Eisenbahnverbindung Blumenthal - Vegesack
1891
Ausgabe einer 4 % hypothekarischen Anleihe über 3 Mio. M mit einer Laufzeit von 32 Jahren
01.04.1899Kapitalerhöhung um 1,75 Mio M zu einem Ausgabekurs von 200 %
01.06.1899
Verbot des Terminhandel mit Kammzügen
1899-1902
Zweiter Burenkrieg
1900
Wollkrise
1904-6
Erste Marokkokrise
1911
Zweite Marokkokrise
28.03.1911
Beschluss der Generalversammlung über eine Kapitalerhöhung um 1 Mio. M im Verhältnis 4:1 zu 175%
01.08.1914

Deutsche Kriegserklärung an Russland und Beginn des Ersten Weltkrieges für das deutsche Kaiserreich

  

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